A:
Youssef Antoun in Bqaakafra
1) Eine heiligmäßig lebende
Familie
Sein Vater hieß Antoun Zaarour oder auch „Abou Hanna“.
Er wohnte in Bqaakafra. Seine Mutter Brigitta Élias Yaccoub Al
Chidiac stammte aus Bécharry. Er hatte zwei Brüder: Hanna und
Bechara und zwei Schwestern: Kaouné und Wardé. Er war der
Jüngste in der Familie. Youssef war sein bürgerlicher Name. In
den Orden eingetreten, nahm er den Namen Charbel an. Sein
Vater war, wie die übrigen Dorfbewohner auch, ein einfacher
Landarbeiter. Er lebte vom Ackerbau auf seinen Besitzungen,
während sich Charbels Mutter um den Haushalt kümmerte. Beide
waren fromme Menschen, die großen Wert auf eine christliche
Erziehung legten.
2) Der Tod des Vaters während
seiner Hand- und Spanndienste
Damals zwang die Armee des Emirs des Libanon die
Besitzer von Lasttieren dazu, die Getreideernte des Emirs nach
Beit-Eddine einzufahren. Während des Jahres 1831 besaß Antoun
Zaarour ein Lasttier, das ihm in der Ortschaft von Majdlaya
bei der Arbeit half. Dort war er zu Frondiensten verpflichtet
und musste die Ernte des oben erwähnten Dorfes nach Jbeil und
dann weiter nach Beit-Eddine an den Fürstenhof bringen. Auf
dem Rückweg von Jbiel nach Bqaakafra kam er ins Dorf Ghérfine,
wo er erkrankte, starb und auch begraben wurde. So geschah es
denn, dass Anton Zaarour am 8. August dieses Jahres seine
Seele Gott übergab, im Dorf Ghérfine in der Örtlichkeit von
Jbeil, als er dorthin die Ernteerträge von Majdlaya nach
Beit-Eddine überbringen musste. In der Folgezeit kümmerte sich
seine Witwe um die Kinder und wurde dabei von ihrem Schwager
Tannous Zaarour unterstützt.
3) Charbels Geburt und
Taufe
Das Haus von Charbels Großvater mütterlicherseits, in
dem er auf die Welt kam, befindet sich noch immer in Khalidié.
Es ist vor etwa 15 Jahren restauriert und in eine Kirche
umgestaltet worden. Man erzählt sich, Brigitta sei mit ihrer
Familie, Abou Hanna und ihrem Vieh hierher gekommen, um auf
der Flucht vor Kälte und Verarmung vier Monate lang den Winter
in Khalidié zu verbringen. Sie half ihren Eltern bei der
Olivenernte. Hier kam Youssef, der heilige Charbel, im Winter
auf die Welt und wurde in der ehemaligen Kirche Notre-Dame von
Khalidié getauft, vielleicht auch in der Kirche Notre-Dame von
Bqaakafra.
Als der heilige Charbel in Bqaakafra war, hatte die
Kirche noch kein Taufregister; denn das erste dieser Art
datiert aus dem Jahr 1830. Deshalb berichtet Père Antonios
Chebli: „Ich habe im Taufregister des Dorfes Bqaakafra weder
die Taufe noch die Geburt des heiligen Charbel erwähnt
gesehen…“ Die Taufen seiner Brüder, der Tod seines Vaters und
seiner Mutter wurden hingegen eingetragen. „Aus allem, was
ich“, so Père Antonios, „aufgefunden habe, habe ich
geschlossen, dass der heilige Charbel im Jahre 1828 und zwar
am 8. Mai auf die Welt gekommen ist.“ Eine andere Hypothese
setzt als Geburtsjahr das Jahr 1833 fest. Am plausibelsten
aber und am logischsten erscheint es, seine Geburt auf Anfang
Frühling 1832 festzulegen, wenige Monate nach dem Tod seines
Vaters. Dies scheint aus zwei Gründen
einzuleuchten:
Zum einen war seine Mutter noch jung, denn ihrer
zweiten Ehe entstammen, Tannous, geboren am 8. September 1834
und Nouh, geboren am 3. Juli 1837.
Zum anderen war Youssef der Jüngste in der Familie. So
ist es wahrscheinlich, dass seine Mutter während des Todes
seines Vaters schwanger war.
4) Die Wiederverheiratung seiner
Mutter
Zweieinhalb Monate nach dem Tod von Antoun Zaarour hat
Brigitta wieder geheiratet: „Ich, der Unterzeichnende Abbé
Gerges, habe Lahhoud Ben Gerges Ibrahim mit Brigitta, der
Tochter des Élias Al-Chidiac aus Bécharry in Anwesenheit von
Zeugen im Oktober 1833 getraut.“ In der Folgezeit wurde
Lahhoud zum Priester geweiht und nahm den Namen Abbé Abdel
Ahad an. Er übernahm aber nicht die Pfarrei von Bqaakafra,
sondern jene von Baalbek. Brigitta hat ihn nach Chlifa und
Btedii begleitet, wo er Grundstücke besaß.
5) Als Halbwaise unter der
Vormundschaft seines Onkels
Charbel lebte als Waise bei Tannous, seinem Onkel
väterlicherseits, der ihn zusammen mit seinen Geschwistern
erzogen hat, nachdem ihre Mutter wieder geheiratet hatte. Die
Kinder sind im väterlichen Haus unter der Vormundschaft ihres
Onkels Antonios geblieben. Er nahm sich ihrer an, und ihre
Mutter kam von Zeit zu Zeit, um sie zu besuchen. Die Kinder
kümmerten sich unter Aufsicht ihres Onkels Tannous und
entfernter Verwandter umeinander.
6) Die Klosterschule von
Saint-Hawchab
Père Charbel lernte bei seinen Dorfpfarrern das Lesen
und Schreiben. Gerges, Moubarak, Antonios, Youhana und Youssef
aus der Familie Makhlouf, wurden zur gleichen Zeit an der
Klosterschule von Saint-Hawchab unterrichtet. „Mein
Großvater“, so Wardé Makhlouf, „hat mir erzählt: Bereits in
frühester Jugend trug Pere Charbel immer das Gebetbuch in der
Hand. Mein Großvater erzählte mir auch von seinem gesunden
Humor, von seinem Gehorsam gegenüber den Eltern und von seiner
Zuneigung zu seinen Geschwistern.“ Youssef wuchs heran und
nahm zu an Alter und Wissen, an Eifer und Güte. Er war in Wort
und Tat ein gutes Vorbild für die Kinder im Ort. Er betete
viel, ging häufig zur Beichte und zur heiligen
Kommunion.
7) Ein scherzhaftes Gedicht
angesichts einer Katastrophe
Youssef war von Natur aus scharfsinnig und intelligent
und neigte manchmal zu Scherzen, die natürlich im Rahmen
dessen blieben, was höflich war. Am Montag, den 12. 10.1842
fiel übermäßiger Regen, gefolgt von Sturzbächen, über
Achaghoura in Bécharry herein. Charbel schilderte noch als
Schulkind seinen Kameraden diese Szene mit folgendem
Gedicht.
„Die Überschwemmung von Toum Al Mezrab brach über
Achaghoura herein.
Die Araber in Dahr Al Qadib sagten: „Endlich
Erleichterung! Ein Gottesgeschenk!“
Wie vom Wolf gewünscht, der jetzt Schaf und Lamm
schlagen kann.
Anfangs sagten die Bewohner von Bécharry noch: „Wir
könnten einen Besuch machen.
Es ist nur eine Wolke, die nicht lange bleiben wird,
die rasch vorüberzieht.“
Als aber der Sturzbach über Bécharry hereinbrach,
gerieten die Menschen in Panik:
„Holen wir schnell unsere Schaufeln und leiten wir das
Wasser in Gräben. Schaufeln wir die
Abflüsse
zu!"
Der Sturzbach durchkämmte das Tal, er ließ keine Mauer
unverschont.
Die Leute schrien und riefen: „O Gott! Was ist über
uns hereingebrochen!“
Als das Wasser Hadchit erreichte, kam es erst richtig
in Fahrt und tobte.
Die Mauern stürzten ein und größte Gebäude fielen in
sich zusammen.
Es erreichte das „Qannoubinetal“ und überflutete es
auf beiden Seiten.
Die Bewohner, außer sich vor Entsetzen, verbargen sich
in den Höhlen.
Im Fradisstal verdoppelte es noch einmal seine
bedrohende Macht.
Die Leute trugen das Heiligenbild herbei und riefen:
„Hilf uns, heiliges Bildnis!"
Die Bewohner von Bqarqacha, diese Gazellen, verloren
ihren Sléiman.<!--[if
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Youssef Hanna, der mit dem verschobenen Gebiss, machte
in den Graben.
Er machte in den Graben und rief seinen Onkel Sarkis
herbei. Dieser lief eilends zu ihm
und schüttelte sein Gewand in Form einer Soutane so
sehr, dass es zerriss.
Das Gesicht der Einwohner von Bqaakafra wurde blass
und blässer.
Um sich fortzubewegen, benutzten sie jetzt Boote für
ihre Lasten.
Die Bewohner von Hasroun und von Bazoun bekamen Angst
vor dem Sturzbach
und sagten zueinander: „Los! Schneiden wir Zweige von
den Büschen, um die Abflusskanäle
abzudichten!"
Der Sturzbach erfasste Hadad und Qnat. Einer der
Fronbauern kam dabei zu Tode.
Sie fanden ihn an einem Maulbeerfeigenbaum, als habe
man ihn in den Gärten von Hantoura wie
zum Trocknen aufgehängt.
Die Besitzer der Mühle „chahla“ flohen außer sich vor
Schrecken.
Der Müller machte beim Füllen der Gräben aus Angst in
die Hose.
Die Besitzer der Mühle von „Blatt“ schrien:
Bringt uns Erdreich, um die Öffnungen mit Ton
verstopfen zu können.
O Gott! Was für eine Szenerie! Als der Bach Joura
erreichte,
riss er die stärksten Bäume aus der Gegend von Koura
mit sich.
Jetzt ist er mit Macht in Tourza angekommen. Die Bäume
bogen sich.
„Leute! Was können wir tun? So etwas haben wie noch
nie erlebt!“
In Raskifa waren die Bewohner am Verzweifeln und
bangten um ihr Leben.
Der Sturzbach riss die Erde mit sich und öffnet
hundert Gräben.
In Kosba geriet er gänzlich außer Kontrolle und wurde
noch wütender.
Er entwurzelte mit unvorstellbarer Kraft alle
Bäume.
In Bsarma verschonten die Fluten in ihrem
unwiderstehlichen Stolz
weder große noch kleine Krüge, weder Schäfte noch
Siebe.
Die Menschen in Kfarquahel glauben nicht an Gott. Sie
hätten das Unglück wohl verdient.
Die stärkste Mauer dort stürzte ein und blieb für
immer verschwunden.
Als er Dahr El Aaïn erreichte, durchkämmte er das Dorf
auf beiden Seiten.
Die Bewohner sagten: „Ein böses Schicksal sucht uns
heim. Die Anzeichen dafür sind deutlich
genug."
In Abou Ali schnellten die Wogen besonders
hoch.
Die Leute fanden den Tod und ihre Häuser blieben
unbewohnbar.
Bei seiner Ankunft in Al Mina tobte er weiter und sein
Grollen steigerte sich zum Wahn.
Er überflutete das rechte und das linke Ufer. So also
züchtigt Gott die Menschen.
Das Meereswasser tobt. Die Flut übersteigt alle bisher
gekannten Ausmaße.
Hätte es noch länger angedauert, wäre kein Schiff von
ihm verschont geblieben.“
8) „Der Felsen des Heiligen“ und
die Kuh
Die Kinder haben sich das Erbe ihres Vaters geteilt.
Youssefs Erbteil war die Kuh, die er auf die Weide führte.
Charbel selbst erzählte: „Ich führte eine Kuh auf die
Weide, die meinem Vater gehörte und melkte sie.“ Er
bearbeitete auch den Feldbesitz. Dies tat er immer alleine und
hielt sich von den anderen Kindern seines Alters, die
ebenfalls ihre Herden weideten, fern. Schon in den frühesten
Jahren vermied er den häufigen Umgang mit Menschen und suchte
abgelegene und einsame Orte auf. Er führte seine Kuh auf die
Weide und hütete sie von einer bestimmten Stelle auf den
Äckern seiner Eltern aus, die man den Felsen von „Al Bhaïss“
nannte. Dieser lag eine halbe Stunde vom Dorf entfernt. Dort
befand sich ein Felsen, der einer Grotte ähnelte, wohin er
sich begab, sein Gebetbuch in der Hand. Er hat den Ort ganz
oft aufgesucht und sich dorthin alleine zurückgezogen, so dass
ihn die Leute den „Felsen des Heiligen“ genannt haben. Bis
heute trägt er diesen Beinamen. Hier suchte Charbel die
Einsamkeit, als er noch sehr jung war.
Als die Kuh genügend Gras gefressen hatte, ließ er sie
ausruhen und sagte ihr: „Ruh dich jetzt aus, Zahra, jetzt
bin ich dran und nicht mehr du. Ich möchte beten.“. Dann
also betete er. Wenn sich dann die Kuh erneut erhob, um zu
fressen, sagte er ihr: „Fang nicht schon wieder an. Warte
bis ich gebetet habe; denn ich kann nicht mit dir und Gott
zugleich sprechen. Gott ist mir wichtiger.“ Er verbrachte
lange Zeit im Gebet versunken. Deshalb sprach man schon seit
seiner Kindheit landauf und landab von ihm als Heiligen. Mit
dem Eintritt in den Orden sollte er darin noch größere
Fortschritte machen. Wenn er sich von den anderen Kindern, die
ebenfalls ihre Tiere hüteten, entfernte, dann geschah dies
nicht nur des Gebetes wegen, sondern um ihrer Art des
Zeitvertreibs aus dem Weg zu gehen. Auch hat er seine Kuh
nicht aus den Augen verloren, damit sie es sich nicht auf den
Nachbaräckern gütlich tat.“
9) Der Heilige und die
Grotte
Seit seiner Kindheit verspürte Charbel eine tiefe
Sehnsucht nach Gebet und Verehrung des Allerheiligsten. Er
kniete ganz aufrecht in der Kirche, ohne sich zu regen. Er
betete alleine und ging zur Grotte, um dort zu beten. Charbel
zog das Staunen, aber zuweilen auch den Spott seiner Kameraden
auf sich. Diese Grotte im Süden von Bqaakafra, trägt bis heute
den Namen „Grotte des Heiligen“. Sie gehörte seiner Familie.
Er flüchtete sich recht oft dorthin, trug eine Handvoll
Weihrauch mit sich, die er vor einem Bild der Jungfrau Maria
verbrannte und er legte Maria einen Strauß Blumen zu Füßen.
Auf Grund seiner tiefen Frömmigkeit, seiner Sehnsucht nach
Gebet, nach Teilnahme an der heiligen Messe und an
Prozessionen, wegen seines Wunsches, die große Öffentlichkeit
zu meiden und wegen seines auffallend guten Benehmens nannten
ihn die Kinder im Dorf den „Heiligen“. Anfangs taten sie es,
um sich über ihn lustig zu machen. Doch dann erfüllte Gott
ihre Vorahnung und machte ihn tatsächlich zu einem
Heiligen.
10) Notlagen
- Der Tod der zweiten
Mutter
Die Gemahlin von Tannous Zaarour verstarb am 9.
September 1839, versehen mit den heiligen
Sterbesakramenten.
- Der Aufstand gegen die
Ägypter
Zwei Personen haben in den Ereignissen von 1840 den
Tod gefunden: Toubia Gebraël, erschossen in Aaïnata; und
Mikhaël Al Bani, getötet am 4. September 1840 von der Armee
Ibrahim Bachas im Makmelgebirge.
- Die Cholera
Antoun Élias starb an der Cholera und wurde in Aïn Al
Majal in einem Bauernhof, der Mender gehörte, am 10.1.1847
begraben.
- ein poetisches Bild der Not
„O Tränen! Fließt und strömt hervor! Die Sonne des
Lebens ging unter!
Der Tod hat mich geschlagen und mir die Augenlider
geschlossen.
Es war unerträglich für meine Eltern.
Sie riefen nach den Priestern zum Begräbnis, um meinen
Leib mit Erde zu bedecken.
O Sünder! Auf dem Meer voller Trauer bist du nur mehr
ein flüchtiger Schatten im Leben.
Der Tod hat bei dir angeklopft. Was nützt dir jetzt
noch deine Jugend?“
11) Freudige
Ereignisse
- Die Hochzeit seiner
Schwester Kaouné
„Ich, Pfarrer Moubarak, unterzeichne hiermit, dass ich
Tannous, den Sohn von Hanna Nehmé mit Kaouné, Tochter des
Antoun Zaarour am 19. März 1845 verheiratet habe.“
- Die Hochzeit seines Bruders
Hanna
„Ich, Pfarrer Antonios, unterzeichne hiermit, dass ich
Hanna, den Sohn des Antoun Zaarour mit Mariam, der Tochter des
Abou Élias Al Khoury Al Khaïssi, am 3. Mai 1845 verheiratet
habe.“
- Die Taufe des
Töchterchens seines Bruders Hanna
Knapp ein Jahr später, am 7. April 1846, wurde
Ghalieh, die Tochter von Hanna Zaarour, die Ende März auf die
Welt gekommen war, getauft. Ihr Pate war Youssef Ben Mikhaël
Boulos, ihre Patin Nehmé, die Gemahlin von Tannous.
B:
Charbel als Mönch
1) Die beiden Onkel des heiligen
Charbel mütterlicherseits
Mütterlicherseits hatte der heilige Charbel zwei
Onkel: Youssef und Antonios, der Sohn des Élias Al-Chediac,
der selbst keine Kinder hatte. Beide sind in den Orden
eingetreten. Der Erste nahm den Namen Ghostine an, der Zweite
wurde Daniel genannt. Beide sind in die Einsiedelei von
Saint-Boula in Qozhaya eingetreten. „Ich, Iid Nakad, habe die
Eremitage persönlich aufgesucht, um P. Daniel zu besuchen, der
er der Jüngere von beiden war und sich noch vor seinem Bruder
hatte einkleiden lassen, da der ältere Bruder noch seinem
Vater beistand. Dieser war schon alt und lebte alleine zu
Hause. Nach dem Tod des Vaters schloss sich der Ältere dem Weg
des Jüngeren an und erfüllte so zwei heiligeGelübde. Beide
waren tugendhafte Eremiten. So erfüllte sich am heiligen
Charbel das Sprichwort: „Mag sich das Kind auch verändern, es
ähnelt doch immer seinem Onkel mütterlicherseits.“
Beide Mönche kamen in ihrem Dorf Bécharry oder aber in
Khalidieh auf die Welt, wo die Familie den Winter verbrachte.
Daniel war Novize im Kloster Saint-Antonios in Houb und legte
dort am 29.2.1838 seine Gelübde ab. Er blieb dort bis nach dem
25.10.1838 und wurde am 20.6.1841 zum Priester geweiht. Nach
seiner Priesterweihe wurde er mehrmals versetzt: am 24.8.1841
in das Kloster von Kfifane mit dem Heiligen Al-Hardini, dann
1851 nach Maïfouq. Er hat mit dem heiligen Charbel in Kfifane
gelebt und war Spiritual des heiligen Nehemtallah
Al-Hardini. Dort blieb er bis nach dem 1.11.1859. Dann
kehrte er in das Kloster Notre-Dame von Maïfouq zurück und
blieb dort bis nach dem 12.11.1868.
Ghostine wurde Novize im Kloster Saint-Antonios von
Qozhaya und legte dort seine Gelübde am 1.7.1841 im Alter von
23 Jahren ab. Während seines Studiums blieb er im gleichen
Kloster und wurde am 23.3.1847 zum Priester geweiht. Er blieb
dort und wurde dann zu einem unbekannten Zeitpunkt ans Kloster
N.D. von Maïfouq versetzt. Sein Name findet sich schon am
16.10.1859 im oben erwähnten Kloster. Er blieb bis nach dem
12.11.1868 dort.
Noch vor 1871 wurden beide Mönche in den Konvent von
Qozhaya versetzt worden, um dort bis zum 2.11.1874 zu bleiben.
Vor dem 8.2.1875 trat Daniel in die Eremitage von Saint-Boula
in Ghebta ein, die dem Kloster zugeordnet war. Sein Bruder
Ghostine sollte ihm dort wieder begegnen.
Père Ghostine aus Bécharry ist als Einsiedler,
versehen mit den Sterbesakramenten, gestorben. Er verstarb am
1.11.1884 im Ruf der Heiligkeit an Wassersucht.
Père Daniel aus Bécharry ist als Einsiedler in hohem
Alter, versehen mit den Sterbesakramenten, am 23.3.1895
verstorben. Er war ein tugendhafter Mensch. Seine letzten
Worte waren: „Ich sehne mich danach, mich aufzulösen, um nahe
bei Christus zu sein.“
2) Auf dem Weg zum Mönchtum … im
Kloster von Qozhaya
„Mein Großvater erzählte mir“, so Wardé, „sein Bruder
Charbel sei bis zum Alter von 18 Jahren im Dorf geblieben. Er
hielt sich den jugendlichen Ausschweifungen fern und suchte
ständig lieber einsame und abgelegene Orte auf, um dort zu
beten. Mit seinem Bruder, meinem Großvater Hanna, hat er beide
Onkel besucht. Einmal baten sie P. Charbel, ihnen etwas aus
Bécharry zu besorgen. Mein Großvater hat ihnen entgegnet:
„Liebe Onkel, ich fürchte, dass Youssef eines Tages nicht mehr
zu euch zurückkehren wird.“ Einer der beiden erwiderte
daraufhin: „Wenn Gott es will, soll er in den Orden eintreten.
Was gibt es schon Besonderes auf der Welt?“
Eines Tages ging Père Daniel nach Bqaakafra. Als er in
das Kloster von Qozhaya zurückkehren wollte, bat er Hanna
Antoun Zaarour, seinem Bruder Youssef zu erlauben, ihn zu
begleiten. Hanna antwortete: „Mein Onkel, ich befürchte, dass
Youssef im Kloster bleiben wird. Youssef ging dann in
Begleitung seines Onkels weg und trat acht Tage nach seiner
Rückkehr in den Orden ein."
3) Im Kloster von Maïfouq: Folge
mir nach! (Mk
2,14)
Eines Tages ging Père Daniel Al-Chediac nach
Bqaakafra. Auf dem Rückweg vom Kloster Notre-Dame von Maïfouq
nahm er seinen Neffen Youssef mit sich, der dann ins Noviziat
eintrat. Man muss wissen, dass zu diesem Zeitpunkt die
Noviziatszeit auf drei Jahre verlängert worden war, und dass
der Novize sie in einem Kloster weit entfernt von seiner
Heimat ablegen musste. „Der junge Mann mit dem zivilen Namen
Youssef aus Bqaakafra ist in den Orden eingetreten und hat am
8. August 1851 den Namen Charbel angenommen.“ Nach acht Tagen
in weltlicher Kleidung nahm er den Mönchshabit. Man legte die
zivile Kleidung ab und stellte alle materiellen Ansprüche
zurück. Den Habit des Mönchtums zu nehmen, heißt, sich für die
Entfaltung des Inneren zu entscheiden. Charbel wusste sehr
wohl, dass er dem Leibe nach einen Vater und eine Mutter
zurücklassen und sich von nun an zwei geistlichen Vätern
anvertrauen würde.
Während der Zeit des Noviziates erfüllte er seine
Aufgaben in vollkommener Weise und zeichnete sich durch
Gehorsam und durch Schweigen aus. „Der Novize muss das
Schweigen hüten…“, steht in den Novizenregeln. Er war
glücklich über seine Berufung und war ein Vorbild in der
Beobachtung der Regel und der mönchischen Konstitutionen. Sein
Gehorsam gegenüber den Oberen und seine Liebe zu den
Mitbrüdern waren beispielhaft.
4) Er schaute nicht mehr zurück.
(Lk
9,62)
Ganz am Anfang seines Mönchslebens waren es sein Onkel
und Vormund Tannous, dann seine Mutter und seine Brüder Hanna
und Béchara, die alle kamen, um ihn vom Eintritt in den Orden
abzuhalten und ihn wieder nach Hause zurückzubringen. Er
weigerte sich, mit ihnen zurückzukehren. Dann begab sich seine
Mutter Brigitta in Begleitung ihres Schwagers Tannous Zaarour
nach Maïfouq, wo er sein Noviziat ablegen sollte, um ihn
umzustimmen, doch nach Hause zurückzukehren. Seine Mutter
passte den Augenblick ab, als die Novizen auf dem Weg zu den
Feldern waren. Sobald sie ihn mitten unter ihnen erblickte,
stürzte sie sich auf ihn und packte ihn am Habit. Er aber
senkte seinen Blick zu Boden. Die Mutter rief ihm zu: „Komm
mit mir nach Hause!“ Er nutzte einen Augenblick der
Unachtsamkeit seiner Mutter, um sich von ihr zu lösen und zu
seinen Brüdern zurückzukehren. Etwa zwölf Mal haben sich so
seine Mutter und Tannous zu ihm aufgemacht, um ihn wieder nach
Bqaakafra zurückzuholen.
Eines Tages ging ein Mann aus Maïfouq nach Bqaakafra.
„Mein Großvater“, so Iid Nakad, „fragte ihn in meiner
Anwesenheit: „Hast du den Mönch im Konvent Saint-Maron
gesehen?“ Er entgegnete: „Wen?“ Mein Großvater erwiderte:
„Père Charbel“. Der Mann antwortete: „Selig, selig! Als er
noch Novize bei uns in Maïfouq war, war er schon ganz von den
Gaben des Heiligen Geistes erfüllt: Er hackte hinter den
Arbeitern die Erde auf und hielt seine Augen zur Erde gesenkt.
Er schaute niemanden an und sprach zu niemandem.“
5) Herkunft des Vornamens
„Charbel“
Charbel ist ein syrischer Name, der sich aus zwei
Wörtern zusammensetzt. „Charb“ heißt „Geschichte“ oder
„Erzählung“ und „El“ ist der Name für Gott. Der Name „Charbel“
bedeutet folglich „Geschichte“ oder „Erzählung Gottes“. Diesen
Namen trug angeblich ein syrischer Märtyrer, der Bischof von
Edessa (heute in der Türkei gelegen) war. Er wurde im Jahre
121 gekreuzigt. Mehrere Mönche des libanesisch-maronitischen
Ordens trugen seitdem diesen Namen, so Charbel Medlège, der
zum Generaloberen des Ordens zwischen 1784-1787 gewählt worden
war. Die Ruinen der Sankt-Charbel Kirche sind noch immer in
Bqoufa, in der Nachbarschaft von Baghlett Bécharry zu
besichtigen. Ein Teil des Gebietes gehört der Familie Chidiac,
der die Mutter des heiligen Charbel entstammt. Vielleicht war
Charbel häufig auf den Besitzungen seines Großvaters
mütterlicherseits und hat dort vom heiligen Martyrer Charbel
erfahren, der Patron der oben erwähnten Kirchenruine war, und
hat dort gebetet.
6) Weint nicht über Josef!
(Lk
23,28)
Als Brigitta die Hoffnung auf eine Rückkehr ihres
Sohnes Youssef nach Bqaakafra aufgegeben hatte, fühlte sie in
sich eine tiefe Trauer. Die Zeichen der Trauer gruben sich in
ihr Gesicht; denn sie dachte immer an Youssef. Nach dem Tod
ihrer Tochter Wardé sagten die Bewohner zu ihr: „Sei nicht
allzu traurig wegen Youssef. Gott hat dich durch den Tod
deiner Tochter auf die Probe gestellt!“ Wardé starb, versehen
mit den heiligen Sterbesakramenten, am 22. November
1851.
7) Wardé - die
Leidenschaftliche
Iid Nakad berichtet über Wardé: „Sie hat mit Inbrunst
gebetet, kniete sich aufrecht nieder, hob ihre Arme und betete
den Rosenkranz. Er dauerte lange an, und sie bewahrte ihn
immer in ihrer Tasche. Als die Dorfbewohner sie auf diese
Weise noch zur Zeit ihrer Verlobung mit Tannous Hanna El
Khaïssi beten sahen, sagten sie zu ihr: „Dein Rosenkranz
dauert zu lange. Wenn du einmal verheiratet bist, wird dich
dann deine Schwiegermutter ihn noch beten lassen?“ Sie
entgegnete: „Ehe würde ich sterben als dann ihr Haus zu
betreten.“ Ihre Bitte wurde in der Tat erhört, denn sie starb
als Jungfrau und Verlobte. Immer wieder betete sie: „Herr,
gib, dass das Gute sich durchsetzt gegen das Böse. Ich würde
lieber vor der Hochzeit sterben, sollte dir diese Ehe nicht
zusagen.“ Man erzählte sich, dass ihr Cousin, Antoun Boutros
Zaarour, eine Taube aus ihrem Zimmerfenster fliegen sah, als
sie vor ihrem Tod ihre Lebensbeichte ablegte. Als ihr
Verlobter sie einmal besuchte, während sie kniend mit
ausgebreiteten Armen betete, sagte sie zu ihrer Nichte, der
Tochter von Hanna: „Stelle dich hinter mich und strecke die
Arme aus, damit er mich nicht sieht, bis ich mein Gebet
beendet habe.“
8) Ein höchst ungewöhnliches
Erlebnis (Mt
18,8-9)
Der Generalobere und seine Berater verboten die
gemeinsame Arbeit von Männern und Frauen bei der Aufzucht der
Seidenraupen, selbst wenn dies den Klöstern finanziell schaden
sollte. Deshalb schickte man die Novizen von Maïfouq mit der
Anweisung aus, die Zweige der Maulbeerfeigenbäume zu entrinden
und zu entblättern, während sich die Frauen und Mädchen an
einer anderen Stelle darum kümmerten, den Seidenraupen die
Blätter zum Fressen zu geben. So geschah es, dass eines der
Mädchen, das im Konvent arbeitete und die vornehme
Zurückhaltung von Père Charbel, die ihn vor den anderen
auszeichnete, bemerkt hatte, ihn allzu gerne auf die Probe
stellen wollte. Von einer erhöhten Stelle aus, wo sie gerade
stand, warf sie ihm eine Raupe zu. Dann stieg sie wieder
herunter, hob die Raupe auf und legte sie P. Charbel auf die
Hand. „In derselben Nacht noch verließ er den Konvent von
Maïfouq und ging zum Kloster Saint-Maron in Annaya, das einsam
und weit entfernt von jeglichen Bewohnern liegt. Deshalb liest
man im Diarium des Klosters von Maïfouq im Anschluss an den
Namen Bruder Charbels das Wort „Fachah“, was soviel bedeutet
wie „einer, der das Mönchsgewand abgelegt hat“. Als Père
Charbel jedoch dieses Ereignis dem Oberen des Konvents
Saint-Maron in Annaya erzählte, befragte dieser den
Generaloberen bezüglich dieses Novizen; denn es war nicht
üblich, jemanden in ein Kloster eintreten zu lassen, der sein
Kloster verlassen hatte, um in ein anderes zu gehen, es sei
denn, er habe dazu die Erlaubnis der Generaloberen. Folglich
gab der Generalobere seine Einwilligung, ihn ins Kloster
Saint-Maron in Annaya aufzunehmen, damit er sein zweites
Noviziatsjahr dort abschließen könne.
Man erzählt sich, dass er das Kloster von Maïfouq
verlassen habe, um lieber auf Grund der vielen Leute, die in
Reichweite des Klosters waren, im Konvent von Saint-Maron von
Annaya zu leben. Wardé erzählte, dass der Ausdruck „Fachah“
ihren Großvater geärgert habe, zumal er später den wahren
Grund für seinen Weggang aus Maïfouq erfuhren – sich nämlich
von den Menschen fernhalten zu wollen. Der Konvent von Annaya
liegt, sowohl was die Leute als auch sein Dorf angeht, weiter
entfernt als der von Maïfouq und, wie andere erzählen, hielt
sich zu diesem Zeitpunkt einer der Bewohner seines Dorfes
Bqaakafra in Saint-Maron in Annaya auf. Er hieß Père Éphrem
und war aus Bqaakafra.
9) Nur Du hast Worte ewigen
Lebens! (Joh
6,68)
Als Novizen einmal das Kloster Saint-Maron für die
Arbeit auf dem Feld verließen, erblickte ihn seine Mutter. Sie
wartete auf sein Vorbeikommen, stürzte sich auf ihn, hielt ihn
an seinem Habit fest und bestand darauf, ihn zu sich nach
Hause zurückzuholen. Sie glaubte nämlich, er sei für das
Klosterleben nicht berufen und solle es doch bleiben lassen.
Nachdem sie aber bemerkt hatte, dass er an seiner Berufung
festhielt, sagte sie ihm: „Entweder bleibst du jetzt fest im
Orden und wirst ein guter Mönch oder aber du kommst
unverzüglich zu mir nach Hause.“ Charbel antwortete ihr:
„Was du sagst, wird auch geschehen.“
10) Meine Bürde ist leicht.
(Mt
11,30)
Am 1.11.1853 haben die beiden Brüder Youssef Abdilli
und Charbel aus Bqaakafra, beide im Alter von 20
Jahren, die ewigen Gelübde vor ihrem Oberen Antonios Al Bani
abgelegt. „Zu diesem Zeitpunkt legte man nur die ewigen
Gelübde ab.“
11) Wir werden uns im Himmel
wieder sehen! (Mk 3, 31-35)
Brigitta erzählte: „Eines Tages ging ich zum Konvent
von Annaya, um ihn nach seinem ewigen Gelübde zu besuchen. Ich
bestand darauf, vorgelassen zu werden. Er aber lehnte es ab,
dass wir uns von Angesicht zu Angesicht begegneten und hat mir
nur kurz und knapp geantwortet. Er stand drinnen, ich draußen.
Ich fragte erstaunt: Mein Sohn, so also entziehst du dich mir,
und ich warf ihm sein Verhalten vor.“ Er erwiderte: „Wenn
ich dich auch jetzt nicht sehe, im Himmel werden wir uns
wiedersehen.“ Traurig und zu Tränen gerührt, kehrte seine
Mutter nach Hause zurück.“
Mit Laien sprach er nicht, weder mit den Eltern noch
mit anderen. Wenn Frauen ihn sehen wollten, setzte er bei
seinem Oberen und bei anderen alles daran, nicht dazu
verpflichtet zu werden, ihnen zu begegnen. Falls er aber
ausdrücklich dazu aufgefordert wurde, vermied er es, sie
direkt anzuschauen. „Er soll kurz und knapp in seiner Rede zu
ihnen sein und sich von Frauen fern halten, selbst wenn es
seine nächsten Verwandten sein sollten“, liest man in den
Mönchsregeln.
12) Ich will euch Ruhe
verschaffen. (Mt 11,28)
Er fühlte sich fest an sein Gelübde und an seine
Pflichten gebunden. Nie konnte man ihm auch nur den geringsten
Vorwurf in allem, was er in seinem ganzen Leben tat, machen.
Er tat sich hervor in seinem Tun, in seinem Verhalten und in
seinem Aussehen, die zu Respekt und Ehrfurcht gemahnten. Bis
zum Ende seines Lebens war er nie lau oder nachlässig, ganz im
Gegenteil, er ging seinen Weg Schritt um Schritt in Güte,
begeistert und fromm. Er lebte alle Tugenden so vollkommen,
dass er jedermann, auch die Mönche, darin überragte. Denn er
hat sie mit aller Entschiedenheit, konsequent, ohne schwach
und nachlässig zu werden, unverzüglich und bereitwillig
gelebt. Dabei war sein Geist ganz auf Gott ausgerichtet: seine
Zunge auf das Lob Gottes, seine Stimme darauf, Gott zu
preisen.
Er war in der Beobachtung der Regel und im Vollzug
seiner Pflichten ein so vorbildlicher Mönch, dass man, wenn
man jemanden darum bat, eine schwere Arbeit zu erfüllen, hören
konnte: „Glauben sie etwa, ich sei Père Charbel, wenn Sie mich
um so etwas bitten? Ich kann weder so leben wie Père Charbel
noch so arbeiten wie er.“ Und die anderen, die nicht als
Mönche lebten, sagten zueinander, wenn sie Père Charbel sahen,
wie er kniete, ständiges Schweigen bewahrte, ohne Unterlass
betete, wie er gesammelt an der der heiligen Messe teilnahm,
wie er auch erschöpfender und niedriger Arbeit, die nur der
geringste Knecht verrichtet, nachging, im ärmlichsten
Mönchshabit und unter Verzicht aller Annehmlichkeiten dieses
Lebens: „Glück und Segen über seinem Haupt!“ Dieser Mönch
lebte wie die Heiligen und die Eremiten der Vorzeit, wie sie
das Martyrologium schildert: „Und wir bestärkten uns in
unserem Glauben, indem wir uns gegenseitig unsere allzu enge
Bindung an diese vergängliche Welt vorhalten.“
13) Der Einsiedler Alichaa als
Charbels geistlicher Begleiter
Der heilige Alichaa hat Charbels Charisma als erster
entdeckt, seit er ihn im Noviziat von Annaya kennengelernt
hatte. Anscheinend hatte Charbel schon zu Beginn seines
monastischen Lebens Alichaa in seiner Einsiedelei des Öfteren
besucht, „um ihn schließlich zum geistlichen Begleiter zu
nehmen.“
Nach der feierlichen Profess wurden Charbel und Fr.
Youssef Abdilli möglicherweise als Konversenbrüder und nicht
als Studenten der Theologie eingestuft. So blieb Charbel drei
Jahre lang in Annaya.
Nach der offiziellen Bestätigung zum Mönch durch den
Vatikan, unter anderem auch von Seiten des heiligen
Nehemtallah Al-Hardini als oberstem Berater, ist es
sehr wahrscheinlich, dass Alichaa seinen Mitbruder darum
gebeten hat, Charbel in den Konvent von Kfifane zu schicken,
um dort Theologie zu studieren und Priester zu werden, sah er
doch in seinem Geist bereits einen künftigen heiligmäßigen
Priester in ihm.
14) Charbel als Schüler des
heiligen Nehemtallah Al-Hardini
Er wurde dazu auserwählt, in den heiligen Stand des
Priestertums zu treten, und seine Oberen schickten ihn ans
theologische Institut des Heiligen Cyprian in Kfifane, um die
nötigen Studien fürs Priestertum zu absolvieren. Zur damaligen
Zeit stand der Verwaltung des Institutes Père Nehemtallah
Al-Kafri vor, ein gütiger und gelehrter Mann. In diesem
gelehrten und heiligmäßigen Umfeld fand Bruder Charbel, was er
suchte. So konnte er seine Kräfte mit Fleiß und Ausdauer
entfalten und sich zumeist dem Studium der Moraltheologie und
der Dogmatik widmen. Dazu kamen die Sprachen syrisch und
arabisch. So fuhr er die Ernte eines anderen guten Teils der
monastischen Tugenden und christlicher Vollkommenheit ein.
Wenn Père Al-Kafri abwesend war, ersetzte ihn Père
Nehemtallah Al-Hardini.
Er war einer der besten und fähigsten Studenten,
intelligent und ausgezeichnet in Moraltheologie. Er tat sich
besonders im Studium der Theologie hervor. „Dies erfuhr ich
aus Gesprächen mit einer Person, die voller Lobes über die
Tugenden und die Haltung von Père Charbel war. Als ich ihr
gegenüber Einwände vorbrachte, wie: Vielleicht war er
tugendhaft im Sinne von schlicht, naiv, gut-bäuerlich erzogen,
kam prompt die Antwort zurück: Er sei nie naiv gewesen,
sondern von lebendiger Intelligenz, insofern er die anderen
durch sein Wissen und seine theologischen Kenntnisse übertraf,
soweit die damaligen Umstände es ihm erlaubten“, schreibt Père
Nehemtallah.
„Seine Oberen und Lehrer bekundeten ihre volle
Zufriedenheit mit ihm, lobten seine Tugenden und sein
vorbildhaftes mönchisches Verhalten. Es war so sehr Vorbild,
dass er nie ermahnt oder bestraft werden musste. Er galt allen
vor allem dann als gutes Vorbild, wenn er auf ein und
derselben Stelle kniend betete. In der Kirche gab es weder
Bank noch Knieschemel. Sein Knien war Ausdruck seiner
vollkommenen Sammlung, so dass die anderen Studenten
ihrerseits zu innerer Sammlung angeregt wurden, als sie ihn in
dieser Haltung sahen. Dies veranlasste sie, ihn „heilig“ zu
nennen. Al-Hardini sagte: „Ich habe einen heiligmäßigen
Studenten, Bruder Charbel aus Bqaakafra.“ Als Al-Hardini
beerdigt wurde, war Père Charbel anwesend.
15) Die fromme Mutter
Einige Frauen aus Bqaakafra spannen die Fäden der
Seidenraupenkokons und woben daraus Hemden. Als Brigitta, Père
Charbels Mutter, die Glocke hörte, die die Sonntagsvigil
einläutete, ließ sie ihre Arbeit liegen, um am Gebet
teilzunehmen. Erst am Montag kam sie mit der Spindel in der
Hand wieder zurück zur Arbeit. Sie hatte es sich zur
Gewohnheit gemacht, jeden Tag bis um zwölf Uhr zu fasten und
behielt diesen Vorsatz bis zum Ende ihres Lebens bei. Einem
Gelübde zu Folge enthielt sie sich von Fleischspeisen. Von
Zeit zu Zeit ging sie zum Konvent der Karmelitenpatres nach
Bécharry, um zu beichten. Ihrem Beichtvater hatte sie ihr
Gelübde, täglich zu fasten und sich des Essens von Fleisch zu
enthalten, bekannt. Dieser erlaubte ihr das Fasten, untersagte
ihr aber, sich des Fleischgenusses gänzlich zu enthalten. Er
sagt ihr: „Du musst vom Fleisch, das du für deine Familie
zubereitest hast, auch selbst essen. Du kannst doch nicht zwei
verschiedene Arten von Gerichten zubereiten. Du musst auch
davon essen! Bete täglich einen Rosenkranz.“
16) Um zu dienen und nicht, um
bedient zu werden. (Mk 10,45)
„Unsere Kinder Fr. Athanassios aus Toula (al-Gebbé),
Fr. Charbel aus Bqaakafra, Fr. Iklimos Addarouny, Fr. Youssef
Addarouny, allesamt Brüder des libanesisch- maronitischen
Ordens, haben am 22. Juli 1859 die niederen Weihen empfangen,
die zum Kantor, Lektor, Zeremoniar und Subdiakon. Am folgenden
Tag haben sie zu Füßen des Altars von Saint-Cyprian in Kfifan
und in der Kirche N.D. von Bkerké die höheren Weihen, die
Diakonats- und die Priesterweihe erhalten“, so liest man im
Archiv von Bkerké. „Ihre Weihe in diesen Stufen geschah durch
Handauflegung unter Vorsitz von Bischof Youssef Al
Marid.“
17) Er ist nicht mehr nach
Bqaakafra zurückgekehrt.
Nach seiner Priesterweihe kamen seine Nichte Wardé in
Begleitung einiger Verwandter mit ihren Anliegen zu Père
Charbel. Sie baten ihn inständig, er solle doch ins Dorf gehen
und dort eine heilige Messe feiern. Er gab zur Antwort:
„Der Mönch, der einmal ins Kloster eingetreten ist und in
sein Dorf zurückkehrt, sollte sein Noviziat noch einmal
machen.“In der Tat ist er seit seinem Weggang aus
Bqaakafra, mit dem Ziel, in den Orden einzutreten, nie mehr
dorthin zurückgekehrt. Während der ganzen Zeit, die er mit den
Mönchen im Kloster verbracht hat, war er ein Vorbild an
Gehorsam, Keuschheit und Armut und übertraf darin die anderen
Mönche.
18) Im Kloster Saint-Yaaqoub Al
Hosson
Nachdem er sein Studium beendet hatte und zum Priester
geweiht worden war, schickte man ihn zum Kloster Saint-Yaaqoub
Al Hosson, in den Bezirk von Batroun, wo er eine Zeit lang
blieb, um sich ganz dem eremitisch-asketischen Leben und dem
Beten zu widmen. Am 30.10.1859 wählten Père Charbel und die
Mönchsgemeinschaft Fr. Youhanna aus Bqaakafra zum Delegierten
fürs Generalkapitel. Kurz darauf, was sehr wahrscheinlich ist,
könnte ihn Alichaa erneut gebeten haben, nach Annaya zu
kommen, um seine Talente weiter zu entfalten, ihn zu begleiten
und ihn ins Vertrauen zu ziehen. Auch Père Daniel Al-Hadassi,
ein Mann Gottes, lebte in diesem Kloster, in dem er zwischen
1845-1847 zum Oberen ernannt worden war. Zwischen 1853 und
1856 begann dieser den Bau der Kirche, an dem Charbel
vielleicht mitbeteiligt war.
19) Im Konvent von
Annaya
Im Jahre 1820 hat der Orden einige Zellen und eine
Kapelle an jenem Ort (al-Hara) errichtet, wo sich die
Tenne befand. Im Jahre 1828 traf man die Entscheidung, den
Konvent von Annaya zu bauen, trotz der Schäden, die von der
Armee des Ibrahim Bacha verursacht worden waren und trotz des
Widerstandes der Schiiten. Tatsächlich haben die Arbeiten dann
am 8. Mai 1839 mit dem Ausgraben des Brunnens, der Höhlen und
der Kirche begonnen. Am 20. Oktober 1841 waren die Arbeiten
abgeschlossen. So wurde Charbel im Zeichen des Gehorsams nach
Annaya versetzt. Und sein Name taucht von nun an in Annaya, in
den örtlichen Versammlungen, in der Wahl der Delegierten der
Zusammenkünfte in den Jahren 1868, 1871 und 1874 auf. Zudem
arbeitete er mit den Novizen.
20) Ein Wunder aus dem Jahr
1865
Im Jahre 1865 überfielen Heuschrecken die Gegend von
Batroun, aber die Regierung traf keine Maßnahmen dagegen. Die
Mönche bemühten sich vergeblich, sie zu vertreiben; es gelang
ihnen nicht. Da trug Père Roukoz aus Mechmech, der Obere des
Klosters, Père Charbel auf, das Wasser zu segnen und damit die
Besitzungen des Kloster zu besprengen, um die Heuschrecken
daran zu hindern, das Saatgut und die Bäume abzufressen. Er
ging durch die Felder, besprengte sie mit Weihwasser und, zu
den Heuschrecken gewandt, sagte er: „Gesegnete, die
ihr nun seid! Esst von dem, was wild wächst und nicht von dem,
was hier essbar ist.“ So hat Gott das Saatgut und die
Maulbeerfeigenbäume des Klosters vor dem Schaden bewahrt, den
die Heuschrecken verursachen.
C:
Charbel als Einsiedler
1) Die Errichtung von Charbels
Einsiedelei
Im Jahre 1798 haben die Söhne Abou Ramias, Boutros und
seine Brüder aus Ehmej den Hochwohlgeborenen der Familie
Melhem ihr Grundstück, genannt „Al Mourouj“ (d.h. „die
Wiesen“)
abgekauft. Nach einer Verkaufsurkunde war
es der ehrenwerte Scheich Hassan Melhem, der ihnen den Konvent
der Verklärung, auf dem Berg Tabor gelegen, überlassen hat.
Die Schiiten nennen ihn den Propheten "Rass". Die Söhne Abou
Ramias haben ihrerseits die oben genannten Grundstücke ihrem
Bruder Youssef angeboten und ihm geholfen, die Kirche der
Heiligen Petrus und Paulus mit Unterstützung der Dorfbewohner
zu bauen. Youssef hatte die Welt verlassen, trat dem
Laienorden der „Anbeter“ bei und erhielt aus den Händen des
Patriarchen Youhanna Al Hélou das Ordensgewand. Vier Jahre
später trat Daoud in seinen Orden ein und wurde zum Priester
geweiht. Im Jahre 1814 sind beide in den
libanesisch-maronitischen Orden eingetreten und haben ihren
Besitz dem Orden überlassen. Danach, im Jahre 1828, wurde der
Konvent Saints-Pierre-et-Paul in eine Einsiedelei
umgewandelt.
Die Einsiedelei liegt auf einer Anhöhe in 1378 Metern
Höhe. Sie hat nur ein einziges Stockwerk mit zwei Anbauten
nach Osten und Westen hin. Jede umfasst drei Zellen, deren
Dächer mit Holzbalken bedeckt sind. Die Decke der Kirche
bildet ein Steingewölbe. In der Kirche stehen zwei Schränke,
der eine rechts, der andere links vom Altar, die in Form eines
Bogens in dasselbe Steingewölbe eingelassen sind. Zudem gibt
es einen Schrank in der Westmauer und ein verglastes Fenster
in der Südmauer. Der Altar liegt an der Ostmauer an und ist
den Patronen der Einsiedelei, Sankt Peter und Paul, geweiht,
deren Bildnis etwas über der Mitte hängt. Der Boden der Kirche
ist mit einfachen Steinfliesen bedeckt. Der Chorraum liegt 25
cm höher und ist mit Fliesen aus Felssteinen aus den Bergen
gefliest. Der Altar besteht aus einfachem Holz. Links vom
Eingang sieht man eine Nische in der Mauer, in die man eine
Öllampe als ewiges Licht zur Wache für das Heilige
Altarsakrament gestellt hat. In der Westmauer ist der
eigentliche Eingang zur Kirche ausserhalb der Einsiedelei zu
finden, durch den die einfachen Gläubigen eintreten können.
Der Gang, der die Zellen von der Kirche trennt und auf
den ein Portikus aus nördlicher Richtung stößt, ist
eingewölbt. Im Osten gibt es einen Zugang zur Küche der
Einsiedelei. Eine Mauer trennt sie von einer dunklen und
ärmlichen Zelle, in der man Holzscheite für den Winter lagert.
Es gibt auch einen Brunnen, in dem das Regenwasser aufgefangen
wird. Die Kirche selbst ist aus behauenen Steinen errichtet,
während die Steine der Einsiedelei nur dürftig bearbeitet
sind. Diese ist von einer ungleichmäßig hohen Mauer von zwei
bis drei Metern Höhe umgeben und Stürmen wie Gewittern
ausgesetzt. Es gibt nur wenige vergleichbare Einsiedeleien auf
den bewohnten Berghöhen im Libanon, die auf einer solchen Höhe
liegen.
2) Ihr erster
Einsiedler
Der erste Einsiedler des Ordens, der in diese
Einsiedelei eingetreten ist, war der Gottesmann Père Alichaa
Al-Hardini. Am 29. November 1829 erhielt er dazu von Père
Ighnatios Bleibel, dem damaligen Generaloberen, die Erlaubnis.
Zu Anfang blieb er noch ungefähr sechs Monate lang in der
Einsiedelei von Qozhaya. Dann zog er auf Weisung seiner Oberen
ins Kloster Saint-Maron in Annaya um, wo er
vierundvierzigeinhalb Jahre blieb. Er fand Freude am
handwerklichen Arbeiten. Er flieste selbst die Eremitage und
trug auf seinem Rücken aus weiter Entfernung die Steinplatten
herbei. Auch pflanzte er einen Weinberg im Osten der
Einsiedelei an, nachdem er zuvor die Bäume gefällt und die
Erde umgegraben und gepflügt hatte. Gott hat auf seine
Fürbitte hin durch ihn Wunder gewirkt.
3) Ansichten der beiden Lehrer
des heiligen Charbel über das Anachoretentum
Einmal besuchte der heilige
Nehemtallah Al-Hardini seinen Mitbruder, den Eremiten Alichaa.
Während des Gespräches sagte ihm Père Alichaa: „Es ist doch
vorteilhafter und angenehmer für dich, das Leben im Konvent
aufzugeben, um in dieser Einsiedelei mit mir zu leben, wo du
den Rest deines Lebens im Schweigen und in Stille verbringen
kannst, fern jeglichem Lärms, wo du in Ruhe und innerer
Gelöstheit beten kannst. Verbringen wir doch unser Leben
gemeinsam, und du wirst hier in Frieden und Seelenruhe leben
können.“ Er entgegnete ihm: „Wer sich um das gemeinsame Leben
zusammen mit der Mönchsgemeinschaft müht, erlangt großen Lohn
und höchstes Verdienst. Dort gerade muss man durchhalten,
Geduld haben, seinen Willen zurückstellen und die Schwachheit
der Schwachen annehmen. Die geistlichen Väter betrachten das
gemeinsame Leben als immerwährendes Martyrium, denn der Mönch
soll nicht das tun, was ihm persönlich gefällt, was seinem
Temperament und seiner Lebensart gerade entspricht. Vielmehr
muss er darauf bedacht sein, dass er seine Mitbrüder weder
verletzt noch kränkt. Er möge wach sein Verhalten beobachten,
um ihnen keinen Anstoß zum Ärgernis zu geben. Darin besteht
die Pflicht des Mönchs. Lieber Bruder, der Einsiedler hingegen
lebt alleine und bleibt von den Versuchungen der Außenwelt
verschont. Er verbringt seine Zeit im Gebet in diesem Weinberg
und lebt so wie er will. Im Kloster hingegen muss sich der
Mönch dem Gehorsam unterwerfen. Schließlich hat der Einsiedler
weder Versuchungen noch kennt er Demütigungen, denen ein Leben
im Kloster immer ausgesetzt ist. Zudem gibt der Mönch, der im
Kloster den Tugendweg sucht, seinen Mitbrüdern ein gutes
Beispiel. Ich kann immerhin sagen: Jedem seine Berufung; denn
jeder Mensch ist verschieden: Der eine lebt für das Gebet, der
andere für das Leben in der Gemeinschaft. Was mich angeht, so
ist dies meine Berufung, der ich schon seit langem
folge.“
4) Die Situation des Ordens kurz
vor dem Eintritt des heiligen Charbel in die
Einsiedelei
Nach dem Generalkapitel
von 1832, bei dem der Patriarch der Maroniten für den Mann
Gottes Père Moubarak Houlaihél als Generaloberen eintrat,
verbreitete sich im Kloster das Clandenken, das letztlich von
der Zugehörigkeit zu den dörflichen Gemeinschaften bestimmt
war. Obwohl monastischer Geist noch minimal gewahrt blieb,
steigerte sich dieses Zugehörigkeitsdenken zu einer Region
noch weiter. Die Klöster von Jbeil und die im Norden blieben
den Mönchen der beiden Regionen vorbehalten, bis schließlich
Père Éphrem Geagea 1862 zum Ordensoberen bestimmt wurde.
5) Die Ordensleitung unter dem
Generaloberen Éphrem Geagea
Der Generalobere war Anhänger der Regionalisierung im
Orden. Er versetzte fast alle Mönche des Nordens aus der
Gegend von Jbeil in das Kloster San-Semaan Al Qarn und um die
Schule von Ban im Norden zu gründen. Er gab die Residenz des
Generaloberen in Tamiche auf, um die meiste Zeit im Kloster
von Qozhaya und San-Semaan Al Qarn im Norden zu
wohnen.
6) Der Konvent von Annaya bis
zum Eintritt Charbels in die Eremitage
Die Mönche von Jbeil, insbesondere die von Mechmech,
beanspruchten die Ämter im Kloster von Annaya für sich und
begannen den Einfluss des Eremiten Alichaa Al-Hardini, der in
seiner Einsiedelei fast schon ein Ordensoberer und ein
hervorragender Verwalter war, zu verringern. Der Patriarch der
Maroniten schlug im Jahre 1856 als Lösung für den damaligen
Konflikt der beiden im Orden verfeindeten Lager die Wahl
Alichaas dem Generalkapitel vor, galt er doch als einer der im
Wissen, in den Tugenden und in der Verwaltung hervorragendsten
Mönche. Er hatte die Stipendien der Einsiedelei in den Kauf
von 50 Grundstücken investiert, hatte sieben weitere
Grundstücke dazu gewonnen, die ihm als Gelübde zwischen den
Jahren 1833 und 1870 geschenkt worden waren, abgesehen von den
Grundstücken, die nach seinem Tod verkauft worden waren. Nach
1870, als er das letzte Grundstück gekauft hatte, entbrannte
ein Streit zwischen ihm und dem Oberen des Klosters von
Annaya, Père Roukoz aus Mechmech. Aus einem Missverständnis
heraus, das seine Fortsetzung unter dem Oberen Père Abdel
Massih, der von den Patres Roukoz und Antoun aus Mechmech
unterstützt wurde, finden sollte, schickten sie eine Bande
aus, die den Bruder Abdallah Al Bani, der dem Eremiten als
Diener zugeordnet war, verprügelte und verletzte. In Folge
dieses Vorfalls musste der Generalobere intervenieren
und bat den Einsiedler, er solle die Verwaltung der
Besitzungen lassen. Die Mönche aber waren darauf
bedacht, sich alles anzueignen und schickten Père Antoun aus
Mechmech los, die Ziegen ihrem Hirten wegzunehmen. Der
Einsiedler schrieb daraufhin dem Patriarchen einen Brief, in
dem er ihn um Christi willen darum bat, ihm zu
helfen.
7) Alichaa beordert Charbel mit
der Kühnheit eines Heiligen zu sich.
Obwohl die Zugehörigkeit zu einer Region die Mönche im
Orden in fünf Hauptgruppen aufgeteilt und sich jede einzelne
Kleingruppe durch blutsverwandtschaftliche und dörfliche
Bindungen sowie durch Interessensbindungen zusammengeschlossen
hatte, liebte Alichaa seinen Orden. Er bedauerte, was dort
geschah und bekundete sein Interesse am Kloster von Annaya und
am Orden. Er zog sich nicht in den Norden zurück, um den
Nachstellungen zu entgehen, ganz im Gegenteil: Er bat den
Generaloberen Éphrem Geagea um Père Charbel, der ihn wegen
seiner Tugenden und Fähigkeit zur Verwaltung, vor allem aber
auch deshalb schätzte, weil er der Mitbruder des „Heiligen von
Kfifane“ war. Er kam also seiner Bitte nach und überließ ihm
Père Charbel, ohne ihn nach Norden zu versetzen. Alichaa hatte
die gleiche Bitte an den Ordensoberen Père Roukoz aus Mechmech
gerichtet, der am Anfang sein Nein bekundete. Dann aber nach
dem Lampenwunder wahrscheinlich im Juli 1869 kam er seiner
Bitte nach. Père Charbel folgte diesem Ersuchen, um
schließlich Alichaas Erbe offiziell am Vorabend seines Todes
und seiner Beerdigung anzutreten. Beide sollten dann eines
Tages zwei weltweite und bedeutsame Heilige werden.
8) Wasser in der Lampe
(Mt
25,1-13)
Als er in der Klostergemeinschaft zur Amtszeit
von Père Roukoz aus Mechmech als Oberem lebte, arbeitete er
auf den Feldern wie einer der geringsten Knechte. Eines Nachts
hütete er die Ziegen. Es war Erntezeit, und im Kloster nahm
eine Gruppe von etwa 30 freiwilligen Erntehelfern ihre
Mahlzeiten ein. Die Küchengehilfen eilten geschäftig hin und
her, um an den Tischen zu bedienen, und der für die Wirtschaft
des Klosters verantwortliche Bruder trug eilfertig den
Erntehelfern die Speisen auf. Da trat Père Charbel zu ihm
und bat ihn vor der ganzen Menge darum, ihm die Öllampe mit
Öl zu füllen. Doch der Bruder war erbost und sagte: „Warum
bist du nicht am helllichten Tag gekommen?“ Er entgegnete:
„Ich war auf den Feldern“. Der Bruder erwiderte: „Als
Strafe gebe ich dir heute Nacht kein Öl, geh weiter.“ Charbel
gehorchte und kehrte in seine Zelle zurück. Die Diener aber
hatten ihm den Weg mit einer quer gestellten Bank versperrt.
Père Charbel stolperte und fiel auf den Boden, ohne sich zu
beklagen. Saba, der damals erst 13 Jahre alt war und
Haushaltshilfe im Kloster, ging auf ihn zu, bat ihn um die
Laterne und gab dabei vor, sie ihm mit Öl füllen zu wollen,
tatsächlich aber goss er Wasser aus einem Metallbehälter, in
den man Asche und Wasser füllt, hinein. Père Charbel nahm die
Lampe, zündete sie an - und sie brannte. In Abwesenheit von
Père Charbel war zuvor der Gebrauch des Öls untersagt worden.
Es war ein strikter Befehl des Oberen an den Küchenbruder.
Dazu kam das Verbot an die Mönche, ihre Laternen nach der
Nachtglocke noch einmal anzuzünden. In jener Nacht stand der
Obere auf, weil er noch etwas besorgen wollte. Beim
Hinausgehen bemerkte er ein Licht und ging geradewegs darauf
zu. Er sah, dass in der Zelle von Père Charbel noch Licht war.
Er sagte zu ihm: „Hast du nicht die Glocke gehört? Warum hast
du deine Lampe nicht gelöscht? Hast du nicht das Armutsgelübde
abgelegt!?“ Sogleich kniete er sich nieder, bat um Verzeihung
und sagte: „Ich bin vom Feld zurückgekommen und musste noch
mein Gebet zu Ende beten. Zudem weiß ich nichts von einem
Verbot.“ Saba, der sich in der Nähe der Zelle aufhielt,
sagte zum Oberen: „Ich hätte gerne die Lampe von Père Charbel
mit Öl gefüllt, aber der Küchenbruder hat es mir untersagt;
bei der Rückkehr habe ich das Metallgefäß gesehen, das Asche
und Wasser enthielt und habe damit die Lampe gefüllt.“ Der
Obere öffnete die Lampe und vergewisserte sich, dass es Wasser
war. Da konnte er seine Gefühle nicht zurückhalten, ging hin
und erzählte allen davon, was sich im Kloster ereignet
hatte.
Am nächsten Morgen ließ der Obere Père Charbel zu sich
kommen und sagte zu ihm: „Wenn du in die Einsiedelei gehen
willst, um den Eremiten dort zu helfen, habe ich nichts
dagegen.“ Père Charbel entgegnete ihm: „Zwischen meinem
Wollen und dem Befehl des Oberen gibt es einen großen
Unterschied. Aber wenn Sie es mir befehlen, dorthin zu gehen,
gehorche ich und gehe dorthin.“ Der Obere erwiderte:
„Geh!“ Père Charbel kniete sich nieder und bat um seinen
Segen. Der Obere sprach ein Gebet und segnete ihn. Er
erhob sich, drückte seine Dankbarkeit aus, beeilte sich, seine
geistlichen Bücher und die Gebetbücher zusammenzustellen, die
er zusammen mit seiner Decke in den Strohsack steckte, band
all das mit einer Schnur zusammen, legte sich das Bündel auf
den Rücken, betrat die Kirche, um vor dem heiligen
Altarsakrament zu beten und lenkte dann seine Schritte in
Richtung Einsiedelei.
9) Warum hat man ihn in die
Einsiedelei geschickt?
Père Charbel war zutiefst von dem Wunsch beseelt, sich
von der Welt zurückzuziehen. Dieser Hang wurde nach seiner
Priesterweihe noch deutlicher. Allerdings wollte er nicht von
der körperlichen Arbeit, die er vor seiner Priesterweihe
ausgeübt hatte, frei gestellt werden. Seine Anwesenheit in
diesem ländlichen Kloster, weit entfernt von dörflichen
Siedlungen, geschah nicht auf sein Bitten, sondern auf höhere
Anordnung hin. Deshalb unterwarf er sich der gleichen Zucht
und Ordnung wie alle anderen Mönche, die nach dem Chorgebet
und der Meditation auf die Felder zur Arbeit gingen, so wie es
auch die Mönche in alten Zeiten getan hatten.
Nachdem es aber in neuerer Zeit immer seltener vorkam,
dass man Mönche auf dem Feld arbeiteten sah, weil die
Pfarreien Priester benötigten, überraschte sein Eifer für das
Klosterleben und für die Arbeit auf den Feldern, der bei den
Mönchen immer seltener anzutreffen war. Er spiegelte seine
Überzeugung in seinem Lebensstil wieder, aber auch in seiner
Vorliebe fürs Schweigen und in seiner Neigung, häufigen
Gastbesuchen aus dem Weg zu gehen, nicht nur dann, wenn Leuten
von außen kamen, sondern auch seiner Mitbrüder, die zu ihm
kamen, oft, ohne ihn vorher gefragt zu haben. Seine
Vorgesetzten kamen seinen Wünschen entgegen, weil sie seine
Leidenschaft für das Armutsideal und für ungewöhnlich harte
Kasteiungen, denen er sich unterzog, bemerkten. Man ließ ihn
im Kloster, ohne ihm den pastoralen Dienst in den Pfarreien
anzuvertrauen, um ihn in seiner tiefen Spiritualität nicht zu
stören und ihn als gutes Vorbild für die innere Ruhe in Gebet,
beim Besuch der heiligen Messe, in der Arbeit und in
theologischen Streitfragen im Kloster so zu lassen wie er war.
Gelegentlich solle er als Beichtvater zur Verfügung stehen.
„Man schickte ihn in die Einsiedelei, nachdem man gesehen
hatte, dass er in ihr bereits lebte, noch bevor er sie
betreten hatte“, kommentierte Père Nehemtallah
Mechmech.Das anachoretische Leben in der Einsiedelei
ist etwas anderes als eine Verlängerung seines
Gemeinschaftslebens im Konvent seit der Noviziatszeit. Bei ihm
aber gab es diesen Unterschied nicht, weshalb man ihn zu Recht
auch „Wunder der Anachoreten“ genannt hatte.
Im Kloster führte er das Leben eines Einsiedlers und
Anachoreten. „Ich habe nie von ihm
Worte gehört wie: Ich bin müde; ich habe Hunger; ich habe
Durst“, so Père Ephrem Nakad. Seit seinem Eintritt ins Kloster
lebte er als Eremit, denn sein Leben im Kloster war das eines
Eremiten. Als er sich für das Anachoretentum entschied, tat er
es aus Gehorsam seinen Vorgesetzten gegenüber und nicht auf
eigenes Bitten hin. Denn er hatte keine besondere Neigung zum
einen oder zum anderen von dem Augenblick an, als er im
Kloster ein Eremitenleben führte. Das Verdienst, Einsiedler zu
sein, ist nicht größer als jenes im Kloster zu
leben.
Andererseits ertrugen seine Mitbrüder seine Heiligkeit
nur schwer, denn durch sein Vorbild fühlten sich Mönche und
Eremiten, konservativ oder nicht, schuldig. „Wenn einer von
ihnen Lust auf eine Traube hatte, schämte er sich im Blick auf
Charbel seines Ansinnens und nahm die Traube nicht“, so
Père Francis Sibrini.
10) Alichaa zu
Diensten
Es war dann der Einsiedler Alichaa Al-Hardini, der um
den Eintritt Père Charbels in die Einsiedelei bat, was dieser
sofort akzeptierte. „Nachdem ich meinen Mönchshabit genommen
hatte, hat man mich ins Kloster von Annaya versetzt, während
es Père Charbel schon der Einsiedelei wegen verlassen hatte.
Er war dort Père Alichaa und einem anderen Eremiten zu
Diensten“, so Père Semaan Ehmej. In seinem Dienst war er immer
gehorsam, insbesondere Père Alichaa Al-Hardini gegenüber. Père
Charbel diente seinen Mitbrüdern, den Eremiten, besonders dem
Eremiten Père Alichaa, dem er aus dem Kloster zu essen und zu
trinken brachte und ihm bei der heiligen Messe assistierte.
Manchmal kam er ins Kloster zurück, um dort seine eigene
heilige Messe zu lesen, weil er niemanden in der Einsiedelei
hatte, der ihm bei der heiligen Messe ministrierte. So hielt
er es konsequent und eifrig sechs Jahre lang.
11) Segnung des
Wasserkruges
Vor dem Eintritt von Père Semaan aus Ehmej in den
Orden überfielen Heuschrecken die Gegend. So kamen die
Einwohner von Ehmej zu Père Charbel und baten darum, ihnen das
Wasser zu segnen, mit dem sie ihre Weinberge und ihre Felder
besprengen wollten, um Schäden durch die Heuschrecken
abzuwehren. Nachdem das Wasser gesegnet war, trug es Père
Semaan persönlich zu den Weinbergen in der Nähe der Eremitage
und besprengte sie damit. Die Heuschrecken verschwanden und
die Weinberge blieben auf wundersame Weise
verschont.
12) Alichaa empfiehlt Charbel
als Nachfolger.
Nach vierundvierzigeinhalb Jahren in der Einsiedelei
von Annaya, ist Père Alichaa an Altersschwäche am 13. Februar
1875 im Alter von 76 Jahren, versehen mit den heiligen
Sterbesakramenten, verstorben. Er war bis zur letzten Minute
seines Lebens bei vollem Bewusstsein. Er wurde am Sonntag, den
14. Februar um acht Uhr in einem Holzsarg im Friedhof des
Klosters Saint-Maron bestattet. Zahlreich waren die
Trauergäste. In der Folge gab der Obere Père Elias von
Mechmech Père Charbel die Weisung, nun offiziell Eremit
zusammen mit Père Libaos Al Ramaty zu werden. So hat sich sein
Wunsch erfüllt.
13) Charbel gibt die
wirtschaftliche Verwaltung Alichaas ab.
Die Einsiedler vor ihm verboten es sich, Holz in den
Wäldchen an der Eremitage zu machen. Wegen der Nähe zum
Kloster gingen sie lieber weiter weg an weniger frequentierte
Orte. Père Charbel brach mit dieser Gewohnheit seiner
Vorgänger und überließ diese Frage dem besseren Wissen und der
Klugheit des Oberen. Sein ganzes Leben lang unterwarf er sich
in blindem Gehorsam. So auch in der Frage der Einkünfte durch
die Messstipendien und in anderen Fragen, zum Beispiel, ob
man, wie es einige taten, Grundstücke für das Kloster kaufen
könne. Was Père Charbel angeht, so gab er die Stipendien dem
Diener weiter, der sie seinerseits an den Oberen weiterleiten
musste. Dieser verfuhr mit dem Geld nach seinem Gutdünken,
ohne einen anderen Rat einzubeziehen. Charbel war davon
überzeugt, dass das, was die Verantwortlichen entschieden, zum
Besten gereiche.
14) Der Tod von Charbels
Mutter
Am 2.6.1875 übergab die Gemahlin des Pfarrers Abdel
Ahad Makhlouf, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten und
im Glauben an die wahre Kirche Christi, ihre Seele an Gott.
Anwesend war Pfarrer Youssef Makhlouf. Sie gehörte zur
Bruderschaft der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Sie wurde im
Friedhof beerdigt.
15) Ein Mond unter Sternen
Sein Leben in der Einsiedelei unterschied sich nicht
von dem im Kloster bis auf das Befolgen der Regeln eines
Einsiedlers. Er machte nie einen Fehler, auch nicht in den
kleinsten Aufgaben und Pflichten der Einsiedler. Er
betrachtete sie als Gelegenheit, darauf mit Nachdruck nach
einem noch größerem Asketentum zu antworten. Dies zeigte sich
auch im Wunsch nach Kasteiungen, insofern er sich mit einer
Mahlzeit am Tag zufrieden gab. Er überschritt die Regel durch
ein noch größeres Asketentum, wenn er beispielsweise den
Bußgürtel trug und zudem einen Eisengürtel mit stacheligen
Spitzen. Er tat dies aber immer mit der Erlaubnis seiner
Oberen.
Er war ein echter Einsiedler. „Nie in meinem Leben
habe ich einen Einsiedler getroffen, der ihm an Tugend und
Befolgung der Regel gleich war, nicht einmal bei den ganz
frommen Mönchen“, so Père Elias Ehmej. Er hat alle Eremiten
übertroffen, für die er wie der Mond unter den Sternen war. Er
war ein Einsiedler, der sich wie die gerechtesten Mönche von
den gewöhnlichen unterschied und wie sich die mächtige Eiche
vom stacheligen Gebüsch unterscheidet. Sein Leben war das
eines Engels und dem Himmel ganz nah. Seine Person verkörperte
Keuschheit, Ernsthaftigkeit, lebendigen Glauben, Liebe zu Gott
und zum Nächsten. In ihm vereinigten sich die drei
Mönchsgelübde in Inhalt und Form. „Für uns und für die, die
ihn kennen, bestand kein Zweifel an seiner Heiligkeit, die
alle anderen übertraf“, bemerkt Pfarrer Ramia.
16) Im Dienst an den Eremiten
(Joh
13,14)
Père Makarios aus Mechmech trat am 25.4.1880 mit der
Erlaubnis des Generaloberen Martinos aus Ghosta in die
Einsiedelei von Annaya ein. Père Charbel kam ins Kloster, um
den beiden Eremiten Père Makarios aus Mechmech und Père Libaos
Al Ramaty für eine Woche Speise und Trank zuzubereiten. Er
steckte die Lebensmittel in einen Sack aus Ziegenfell und trug
ihn auf den Schultern. So war er ihnen zu Diensten und
betrachtete sich als Diener seines Begleiters, des Eremiten
Père Makarios aus Mechmech.
17) Komm zurück in die
Einsiedelei!
Père Charbel hatte den Auftrag, auf die Gurkenbeete
aufzupassen und darauf zu achten, dass kein Fuchs in die Beete
einfalle. Eines Morgens fand Père Makarios die Beete verwüstet
vor. Er tadelte deshalb Père Charbel wegen seiner
Nachlässigkeit. Dieser antwortete: „Ich habe gesehen, dass
die Jungen der Füchse Hunger hatten, so hatte ich Mitleid mit
ihnen und ich habe sie fressen lassen“. Père Makarios
entgegnete außer sich: „Geh und schlaf jetzt im Konvent!“.
Dort kam er zu spät an und betrat seine leere Zelle. Dort
stand auch die leere Lampe, die er seit Jahren nicht benutzt
hatte. Er ging zum Koch, um sich die Lampe mit Öl füllen zu
lassen. Der Koch antwortete: „Der für den Haushalt zuständige
Bruder ist nicht da, und ich habe keines.“ Er bat ihn, ihm
zumindest ein bisschen davon zu geben. Der Koch nahm die
Laterne, füllte sie mit Wasser statt mit Öl und gab sie ihm so
zurück. Und siehe, sie brannte, sogar länger, als wenn sie mit
Öl gefüllt worden wäre. Der Bericht über dieses Ereignis
stammte vom Koch, der die Lampe mit Wasser gefüllt hatte. Nach
zwei Stunden Abwesenheit kam der zuständige Bruder Francis
zurück, betrat die Zelle von Père Charbel, um die brennende
Lampe zu sehen. Als er die Lampe näher betrachtete, fand er
darin nur Wasser. Der Bruder erschrak und wagte nicht, ihn
anzusprechen. Er erzählte dies mir, Père Élias aus Mechmech
mit den Worten: „Man hat Wasser anstelle von Öl in die Laterne
von Père Charbel gefüllt, und die Laterne brannte. Ich selbst
habe dies überprüft und habe darin nur Wasser vorgefunden.“
Nach dem Lampenwunder ordnete der Obere an, Père Charbel solle
zur Einsiedelei zurückzukehren, nachdem er durch Père Makarios
von dort weggedrängt worden war.
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